'Verräter' oder 'Helden'? Fritz Bauer und der Prozess um den 20.Juli 1944

Ausstellung präsentiert durch die Wissenschaftsstadt Darmstadt


Haus der Geschichte, Karolinenplatz 3, 64289 Darmstadt

Sonntag, 16. März 2025

kostenlose Veranstaltung

Eine bundesweite Wanderausstellung der Gedenkstätte Deutscher Widerstand – in Darmstadt präsentiert durch die Wissenschaftsstadt Darmstadt


Laufzeit: Dienstag, 18. Februar 2025, bis Freitag, 21. März 2025

Ort: Haus der Geschichte, Vestibül, Karolinenplatz 3 und Hessische Universitäts- und Landesbibliothek (ULB) Stadtmitte, Magdalenstr.8, 1.Stock

Öffnungszeiten Haus der Geschichte: Mo-Fr 9.00-17:00 Uhr, ULB Stadtmitte Mo bis So: 08:00 – 01:00 Uhr.

Eintritt frei.

Weitere Infos: www.darmstadt.de

Die Wissenschaftsstadt Darmstadt zeigt in Zusammenarbeit mit dem Hessischen Staatsarchiv Darmstadt und der Hessische Universitäts- und Landesbibliothek die bundesweite Wanderausstellung "Verräter" oder "Helden"? Fritz Bauer und der "Prozess um den 20. Juli 1944".
Oberbürgermeister Hanno Benz wird die Ausstellung, die in Darmstadt auf zwei Standorte verteilt gezeigt wird - im Haus der Geschichte und in der Universitäts- und Landesbibliothek – am kommenden Dienstag, 18. Februar 2025, 18.00 Uhr im Haus der Geschichte (Eckart G. Franz-Saal) eröffnen. Nach der Vernissage im Haus der Geschichte findet ein Rundgang für alle Interessierten durch die Ausstellung statt, zuerst im Vestibül des Hauses der Geschichte und anschließend im 1.Stock der ULB statt. Alle interessierte Bürgerinnen und Bürger sind herzlich eingeladen.
Die Schau der Gedenkstätte Deutscher Widerstand Berlin nimmt den legendären Juristen und Humanisten Dr. Fritz Bauer, Hessischen Generalstaatsanwalt und Vater des Frankfurter Auschwitz-Prozesses in den Blick, vor allem dessen Beitrag zur Rehabilitierung und Anerkennung des 20.Juli 1944-Aufstands und Umsturzversuchs um Wilhelm Leuschner, Julius Leber, Goerdeler, Helmuth James Graf von Moltke und Stauffenberg.
Otto Ernst Remer war als Kommandeur des Wachbataillons „Großdeutschland“ am Abend des 20. Juli 1944 an der Niederschlagung des 20. Juli 1944 nur am Rande beteiligt. 1949 gehört er zu den Mitbegründern der rechtsextremen „Sozialistischen Reichspartei“. Im Frühjahr 1951 diffamiert auch Remer die Widerstandskämpfer als „Landesverräter“. Der Braunschweiger Generalstaatsanwalt Fritz Bauer klagt ihn wegen „übler Nachrede“ und „Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener“ an und initiiert einen „Prozess um den 20. Juli“. Die Widerstandskämpfer sollen vom Stigma des Verrats befreit und das Recht zum Widerstand gegen das NS-Unrechtsregime soll endlich anerkannt werden.
Vier Tage lang verhandelt das Landgericht Braunschweig im März 1952. Angehörige und Überlebende berichten über die Motive der Widerstandskämpfer. Gutachter sprechen über den Eid und entkräften den von Remer propagierten „Dolchstoß“. Zum Höhepunkt des Prozesses geriet Fritz Bauers berühmtes, viel Aufsehen erregendes Plädoyer vor Gericht: „Ein Unrechtsstaat wie das Dritte Reich ist überhaupt nicht hochverratsfähig.“ Bauers zentrale Lehre aus der Geschichte der NS-Diktatur: „Leider ist es eine typisch deutsche Eigenschaft, den Gehorsam schlechthin für eine Tugend zu halten. Wir brauchen die Zivilcourage, 'Nein' zu sagen.“ Das wechselseitige Treueversprechen sei etwas anderes als blinder Gehorsam.
Der Prozess findet bundesweite Aufmerksamkeit. Das Landgericht Braunschweig verurteilt Otto Ernst Remer zu einer Strafe von drei Monaten und sieht den Umsturzversuch vom 20. Juli 1944 als rechtmäßig an. Das Verfahren gegen Remer ist damit ein entscheidender Schritt zur Anerkennung des Widerstands vom 20. Juli 1944. Beim Aufstand des 20.Juli 1944 spielte das von Wilhelm Leuschner und seinen Darmstädter Weggefährten Carlo Mierendorff, Theodor Haubach und Ludwig Schwamb aufgebaute zivile, deutschlandweite Widerstands-Netzwerk eine Schlüsselrolle.
Fritz Bauers Vermächtnis ist nach wie vor: „Nichts gehört der Vergangenheit an. Alles ist Gegenwart und kann wieder Zukunft werden." Nicht minder aktuell angesichts des Vormarschs der rechtsextremen Nationalautoritären sein Credo: „Demokratie braucht Menschen, die sie leben.“
Die Darmstädter Fritz Bauer und der Prozess um den 20.Juli 1944-Schau ist im Haus der Geschichte, Vestibül, Karolinenplatz 3, Und in der Hessische Universitäts- und Landesbibliothek Magdalenstr.8 noch bis Freitag, 21. März 2025 zu sehen. Der Eintritt ist frei. Öffnungszeiten Haus der Geschichte: Mo-Fr 9.00-17:00 Uhr, ULB Stadtmitte Mo bis So: 08:00 – 01:00 Uhr.

Über Fritz Bauer (1903-1968):
Fritz Bauer, 1903 in Stuttgart geboren, war ein promovierter Jurist. Aus einer deutsch-jüdischen Familie stammend, trat er in den 1920er Jahren der SPD und dem Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold bei, kam nach der Machtübertragung an Hitler durch Hindenburg in die NS-Zwangsarbeitslager Heuberg und Oberer Kuhberg, konnte 1936 erst nach Dänemark, dann im Oktober 1943 ins schwedische Exil fliehen. Nach dem Zweiten Weltkrieg und dem Ende der NS-Diktatur kam er 1949 nach Westdeutschland zurück, wirkte zunächst als Generalstaatsanwalt in Braunschweig (1950-56), in Niedersachsen, ehe er dann –durch den hessischen Ministerpräsidenten Georg-August Zinn von 1956 an in Hessen bis zu seinem überraschenden Tod 1968 zum hessischen Generalstaatsanwalt berufen wurde.
Fritz Bauer (1903-1968) zählt zu den paradigmatischen Persönlichkeiten, deren Einsatz nach 1945 entscheidend war für den Aufbau jener Demokratie, die lange als Vorbild in der westlichen Demokratiegeschichte galt. Fritz Bauer trug maßgeblich zur strafrechtlichen Aufarbeitung der NS-Verbrechen bei, war später, nach seiner Zeit in Braunschweig, in Hessen Generalstaatsanwalt, machte sich Mitte der 1960er Jahre als Initiator der bahnbrechenden Frankfurter Auschwitz-Prozesse (1963 – 1965) einen Namen. Zudem gab Fritz Bauer dem israelischen Geheimdienst Mossad den entscheidenden Hinweis auf den Aufenthaltsort Adolf Eichmanns, der im Reichssicherheitshauptamt, also in der Terrorzentrale des SS-Staats, die Todestransporte in die Vernichtungs- und Todeslager organisiert hatte. Eichmann wurde in Israel 1961 zum Tode verurteilt und hingerichtet.

Verantwortlicher Veranstalter:
Wissenschaftsstadt Darmstadt, Amt für Kommunikation, Dezernat I, Carree 6, 64283 Darmstadt, E-Mail: martin.frenzel@darmstadt.de